Leid und Schmerz für Hinterbliebene
Der Kapuziner und Ethiker Adrian Holderegger hat lange zum Thema Suizid geforscht. Für die Zeitschrift "Sonntag" (36/2025) schrieb er den beigefügten Artikel zum Welttag der Suizidprävention:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2023 erstmals den 10. September als Welttag der Suizidprävention ausgerufen. So nutzen verschiedene kantonale Gesundheitsdirektionen den Tag als Möglichkeit, in der Öffentlichkeit auf ihre Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Denn der Suizid ist ein enormes gesellschaftliches Problem, hinter dem sich – oft unausgesprochen
– viel Leid und Schmerz verbergen.
Die WHO begründet die Proklamation eines Welttages der Suizidprävention damit, dass der Suizid eines der grössten Gesundheitsprobleme der Welt darstelle. Jedes Jahr nehmen sich weltweit etwa 800 000 Menschen das Leben. Das entspricht einem Suizid alle 40 Sekunden. Jährlich kommen demzufolge mehr Menschen durch eigene Hand um als durch äussere Gewalt (wie Mord, Krieg). In dieser Statistik nicht erfasst sind assistierte Suizide, die mithilfe Dritter (etwa Exit) ausgeführt werden, oder unklare Verkehrsunfälle, denen eine unbekannte Suizidintention zugrunde liegt, und auch Fälle, die auf einen bewussten Verzicht
auf Medikamente zurückzuführen sind.
Fast 75 Prozent der durch Suizid Verstorbenen sind männlich. Allerdings ist bei den Frauen der Anteil an Suizidversuchen sehr viel höher. Die jährlich 800 000 Suizid-Toten sind nur die Spitze eines Eisbergs, denn auf einen vollendeten Suizid kommen durchschnittlich 20 Suizidversuche, die in der Regel ebenso dramatisch verlaufen können wie jene Suizidhandlungen, die tödlich enden.
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